Suite in E-Dur (1.Allemande-2.Courante-3.Sarabande-4.Gavotte-5.Gigue) aus dem Lautenbuch der Amelie Louise Comtesse de Hornes von 1699 in einer Transkription und Bearbeitung für Gitarre von uuw, eingespielt auf einer anonymen Gitarre von ca. 1840.

Schloss Burgsteinfurt, Bild: uuw
Schloss Burgsteinfurt, Bild: uuw

Das 1699 angelegte Lautenbuch der Amelie Louise Comtesse de Hornes, dem die Suite E-Dur entstammt, gibt unmittelbare Hinweise zu Musikgeschmack und Musizierpraxis an europäischen Adelshöfen zur Zeit des Sonnenkönigs Ludwig XIV.

So enthält es zahlreiche Arien aus späten Opern des französischen Hofkomponisten Lully -teilweise mit ausnotierter Begleitung der 11-chörigen Barocklaute-, sowie Vokalwerke anderer damals in Paris tätiger Komponisten.

Darüber hinaus finden sich eine Reihe von Instrumentalstücken für die 11-chörige Barocklaute, teils von bekannten französischen Lautenisten wie Gallot und Dubut, teils auch anonyme Kompositionen. Sogar die Besitzerin selbst kommt als Komponistin in Frage, es gibt eine “Amelie Allemande” und auch Gäste scheinen sich mit kleineren Stücken an der Sammlung beteiligt zu haben.

Lautenmusik wurde zu dieser Zeit handschriftlich von Spieler zu Spieler weitergegeben. Dabei wurde französische Tabulatur verwendet, eine Griffschrift, die den Fingersatz und Rhythmus eines Stückes angibt, nicht aber die korrekte Tonhaltedauer. Die Einfachheit dieser musikalischen Kurzschrift sorgte einerseits für eine beeindruckend schnelle Verbreitung von Stücken durch ganz Europa, andererseits war sie nur für Lautenisten lesbar und so gerieten viele Stücke mit dem Aufkommen des Klaviers in Vergessenheit.

Korrekturen, Abschriften und eine Duoversion von “Folies d’Espagne” lassen auf eine rege Benutzung des Lautenbuches sowohl im Musikunterricht, als auch im praktischen Musizieren, bzw. Tanz schließen. Die Sätze der Suite in E-Dur (Originaltonart D-Dur) sind allesamt höfische Tänze aus Spanien, Deutschland, England und natürlich Frankreich.

Amelie Louise Comtesse de Hornes war die Großtante des Bagnogründers Carl Paul Ernst zu Bentheim-Steinfurt. Sie wurde am 19. August 1665 in ´s-Gravenhage (Den Haag) geboren und starb am 2. November 1727 in Burgsteinfurt. Ihr persönliches Musikarchiv vermachte sie vermutlich ihrer Großnichte Amelia Isabella Sidonia Comtesse de Bentheim-Steinfurt (1725-1782). Im Jahr 1964 gelangte das Lautenbuch dann als ältester Teil der Musiksammlung aus der Hofbibliothek des Hauses Bentheim-Steinfurt als Leihgabe an die Universitätsbibliothek Münster.

Als Beleg für das ausgeprägte und aktive geistig-kulturelle Klima des Hauses Bentheim-Steinfurt schon eine Generation vor Gründung des Bagnos ist das Lautenbuch von unschätzbarem Wert.

(Text uuw, aus dem Programmheft zum Konzert in der Bagno Konzertgalerie am 10.6.2006)